Ein wesentlicher Grund, warum offene Grenzen nach Schätzungen zu einem bedeutenden Anstieg des Bruttosozialprodukts der Welt führen wird, ist der, daß Arbeit frei ist, dorthin zu ziehen, wo sie am produktivsten eingesetzt werden kann. Ein Teil dieses Vorteils wird in der Form von mehr Innovation sein: Menschen ziehen dahin, wo ihre Fertigkeiten und Talente innovativer eingesetzt werden können. Beispielsweise sind die USA ein besserer Standort als Indien, um wissenschaftliche Forschung durchzuführen oder ein Unternehmen zu gründen, weil die amerikanischen Institutionen, die Eigentum und Vertragsrechte schützen, welche den Aufbau von Human- und Finanzkapital fördern, die Innovation und Unternehmertum billiger als anderswo machen.
Es gibt drei Aspekte für das Innovationsargument:
- Innovation im Hightech-Bereich: Diese beruht auf Entdeckungen in fortgeschrittenen wissenschaftlichen und technischen Gebieten. Eine derartige Innovation kann sehr erweitert werden, wenn entwickelte Länder mehr Visas für identifizierbar hochqualifizierte Einwanderer bereitstellen. Das ist ein wichtiger, aber relativ kleiner Teil der Innovation, die zu Wohlstand führt.
- Innovation im Lowtech-Bereich mit hoher Wirkung: Manchmal bekommt jemand, der irgendeine Routinearbeit macht, eine einfache Idee, um die Mühe seiner/ihrer Arbeit zu vermindern und sie einfacher zu gestalten. In einem gewissen wirtschaftlichen Umfeld bleibt die Idee dieses Menschen eine persönliche Entdeckung und hat keine Wirkung auf den Rest der Welt. In einem anderen wirtschaftlichen Umfeld werden diese kleinen Verbesserungen rasch von anderen nachgeahmt und werden ald zum neuen “Industriestandard”, der zu größerer industrieweiter Effizienz führt. Container sind eine solche “einfache Idee”, die die Effizienz des Welthandels dramatisch verbessert hat. Weitere solche Ideen (wie etwa schon gewaschener Kopfsalat oder Rollkoffer) finden sich in dieser Liste.Obwohl schlauere Menschen üblicherweise mit höherer Wahrscheinlichkeit derartige Ideen haben, sind diese nicht auf diejenigen beschränkt, die formell als “hochqualifiziert” eingestuft werden und verlangen normalerweise keine umfassenden Hintergrundwissen. Von daher diese Art von Innovation am besten durch Freizügigkeit für Arbeit auf allen Niveaus von Qualifikationen ermutigt werden, anders als für Innovationen im Hightech-Bereich. die hauptsächlich durch eine Ausweitung der Einwanderung für hochqualifizierte Arbeit erreicht werden können.
- Althergebrachtes Unternehmertum: Unternehmertum auf einem lokalen Niveau bildet einen wichtigen Teil von Innovation. Viel des Unternehmertums bringt keine Innovation im Hightech-Bereich mit hoher Wirkung. Dennoch hilft es, Innovationen in Dinge mit einem konkreten Nutzen für gewöhnliche Menschen umzusetzen, und Unternehmer spielen hier die Rolle von Vermittlern zwischen Innovatoren und dem allgemeinen Publikum, indem sie selektiv verschiedene Innovationen ausprobieren und herausbekommen, welche am besten funktionieren. Diese lokalen Unternehmer schließen Menschen ein, die Restaurants, Friseurläden, Taxidienste, Lebensmittelläden, usw. betreiben. Einige dieser Unternehmer wie Sam Walton und Ray Kroc erreichen damit letztlich Erfolg im großen Stil.Auch wenn Unternehmertum überall in der Welt wertvoll ist, können Unternehmer oft viel bessere Renditen auf ihre Investitionen in Ländern mit stabilen Rechtssystemen, stabilen Währungen und geringerem Risiko von Enteignungen erzielen. Der Doing Business Index und der Economic Freedom of the World Report zeigen wesentlichen Unterschiede zwischen Ländern, was das rechtliche und regulatorische Unmfeld für Unternehmen angeht.
Die meisten der mäßig erfolgreichen Unternehmern sind nicht “hochqualifiziert” in einem gewöhnlichen Sinne des Wortes. Viele von ihnen sind nie auf ein College gegangen und wenige von ihnen haben eine höhere akademische Ausbildung abgeschlossen. Von daher leistet mehr Arbeitsmobilität bloß für “hochqualifizierte” Arbeiter keine gute Arbeit, um die Chancen für Unternehmertum auszuweiten.
Hier sind einige Artikel, die den Zusammenhang zwischen Innovation und Unternehmertum betrachten:
- Could Our Immigration Laws Prevent the Next Google? von Alex Nowrasteh für die Huffington Post.
- Immigration: It’s Time To Get Serious About Legalizing All Work von John Tamny in Forbes.
- Immigration And Prosperity: Why Tech Needs Open Borders von Flip Filikowski in Forbes Magazine.
- Innovation and open borders, ein Blogpost von Nathan Smith für Open Borders (1. January 2013).
Einiges an Forschungen über den Hintergrund des Zusammenhangs zwischen Einwanderung/Arbeistmobilität und Innovation:
- Der Kauffmann Index of Entrepreneurial Activity findet, daß Einwanderer mehr als zweimal so unternehmerisch wie einheimische Amerikaner sind. Das scheint besonders für niedrigqualifizierte Einwanderer und ihre Nachkommen. Mehr Forschung von Kauffmann über Einwanderer als Unternehmer ist in diesem Blogpost zusammengetragen.
- “Schemes of Practical Utility”: Entrepreneurship and Innovation Among “Great Inventors” in the United States, 1790–1865 von B. Zorina Khana and Kenneth L. Sokoloff. Der Artikel deutet darauf hin, daß in den frühen USA die erfinderischsten Menschen sehr mobil waren und hinter den Chancen herzogen. Große Erfindungen kam aufgrund von Nachfrage vom Markt zustande durch Erfinder, die nicht besonders qualifiziert oder gebildet waren, wobei Qualifikationen keine Rolle für den Erfindungsreichtum spielten. Besonders wichtig: Erfinder waren in geographischen Gebieten konzentriert, deren Märkte wuchsen und vielen Menschen. Die Möglichkeit, dorthin zu ziehen, ist vorrangig dafür, die Anzahl der Erfindungen und Innovationen zu erhöhen.
PS: Vielen Dank an Alex Nowrasteh für einige der Referenzen und Auszüge von wichtigen Passagen.