Der Zusammenhang zwischen Freihandel (offenen Grenzen für Waren) und Freizügigkeit (offene Grenzen für Menschen) ist interessant und vielschichtig. Einige Punkte über das Verhältnis werden unten angesprochen.
Ähnlichkeiten
- Es gibt eine starke Parallele zwischen Freihandel und Freizügigkeit. In einem Sinne ist Freizügigkeit einfach Freihandel für Arbeit und für das, was Wirtschaftswissenschaftler “Humankapital” nennen. Utilitaristische, Effizienz- und Wohlfahrtsargumente, die zugunsten von Freihandel in Waren angeführt werden, können auch für Freihandel für Arbeit angebracht werden. Weiterhin haben die wirtschaftlichen Argumente, da Arbeit quantitativ ein wichtiger Produktionsfaktor als die anderen Produktionsfaktoren ist, eine noch mehr Kraft, wenn man sie auf Arbeit und nicht auf Waren anwendet. Wie die Seite zur Verdoppelung des Bruttosozialprodukts der Welt dokumentiert, ist die wirtschaftswissenschaftliche Literatur sich weitgehend einig über die Aussage, daß die Beseitigung von Schranken für die Arbeitsmobilität eine wesentlich größere positive Auswirkung auf das Bruttosozialprodukt der Welt haben würde als die Beseitigung von Schranken für Handel und Kapitalflüsse.
- In einem Blogpost mit dem Titel Open Borders with Migration Taxes are the Optimal Policy zu einem gleichnamigen Artikel überträgt Nathanael Smith die üblichen wirtschaftswissenschaftlichen Beweise für die Effizienz von Freihandel auf den Fall von freier Wanderung, wobei sich bei passendem Einsatz von Einwanderungs- und Auswanderungsgebühren eine potentielle Paretoverbesserung in eine tatsächliche verwandeln läßt.
- Viele Menschen haben die Ähnlichkeiten aufgezeigt zwischen der Art von Argumenten, die gegen Freihandel und gegen freie Wanderung aufgeboten werden, insbesondere indem sie auf die verkehrte merkantilistische Tradition verweisen, die intellektuelle Grundlage für solche Analysen bilden. Dasselbe gilt auch in einem eher akademischen Umfeld. Beispielsweise schreibt Michael Clemens in seinem Artikel Economics and Emigration: Trillion-Dollar Bills on the Sidewalk? (PDF, 24 pages, ungated):
Ich bin beileibe nicht der erste, der eine Verbindung zwischen der merkantilistischen Tradition und den Sorgen der Wirtschaftswissenschaften für vermutete negative Effekte im Inland bei Auswanderung. Nach Furniss (1920, p. 54) ist diese Verbindung ausdrücklich vom Nobelpreisträger this Ted Schultz (1978) gemacht worden; von Charles Kindleberger (1986) als Präsident der American Economic Association und von einem der größten Gelehrten für Wanderung und wirtschaftliches Wachstum, Brinley Thomas (1973, pp. 1–6) und anderen.
Unterschiede
- Eine der Hauptrichtungen in der die Parallele zusammenbricht ist die, daß Menschen mit sich nicht nur ihre Arbeit, sondern auch andere Aspekte ihrer menschlichen Existenz mitbringen einschließlich ihrer Aktivitäten außerhalb des Marktes, ihre Kultur und ihre politischen und religiösen Überzeugungen. Manche Restriktionisten gestehen zu, daß von einem rein wirtschaftlichen Blickwinkel aus freie Wanderung sehr viel Sinn macht, aber sorgen sich dann über die Effekte der Kultur der Einwanderer. Beispielsweise schreibt Thomas Sowell (ein Unterstützer von Freihandel) in einer syndizierten Kolumne mit dem Titel Gingrich and Immigration:
Warum wollen Menschen überhaupt nach Amerika kommen? Weil Amerika ihnen etwas bietet, das ihere Heimatländer nicht bieten. Dieses Land hat eine Kultur, die eine höheren Lebensstandard erzeugt hat und ein freieres Leben als in vielen anderen Ländern.
Wenn man Menschen importiert, importiert man Kulturen, inklusive Kulturen, die weit weniger erfolgreich gewesen sind, ein anständiges Leben und ein anständige Auskommen zu liefern. Das amerikanische Volk hat das Recht, für sich selbst zu entscheiden, ob es unbegrenzte Importe von Kulturen aus anderen Ländern will.
Die doktrinäreren Libertären sehen die Vorteile des internationalen Freihandels in Waren und dehnen dieselben Schlußfolgerunge auf die internationale Freizügigkeit von Menschen aus. Doch Waren bringen keine Kultur mit. Noch gebären sie andere Warn, die jene Kultur verewigen.
- Im Artikel The Case for Free Trade and Restricted Immigration (PDF, 13 Seiten) macht Hans-Hermann Hoppe ein prinzipielleres Argument zugunsten von Freihandel und gegen offene Grenzen auf der Basis seiner Interpretation der libertären Philosophie auf. Für mehr Information über Hoppes Argumentationskette siehe die Seite über das anarchokapitalistische Counterfactual.
Verwandte Blogsposts und Artikel
- Dani Rodrik argumentiert für mehr Wanderung, ein Blogpost von Nathan Smith auf dem Blog von Open Borders über Ansicht von Dani Rodrik’s , daß der Handel zu liberalisiert ist und Einwanderung nicht genügend liberalisiert.
- The Case for Unilateral Free Trade and Open Immigration von Jacob Hornberger.
- Immigration, trade, and reciprocity, ein Blogpost von Vipul Naik auf dem Blog von Open Borders, der eine Parallele zieht zwischen dem Argument gegen “Gegenseitigkeit” für Einwanderung und dem Argument für einseitigen Freihandel.